Was ist Kalligraphie?
›Kalligraphie ist Bild in einer lesbaren Form.‹
Kalligraphie vereint viele Aspekte. Kalligraphie, das ist schönes, perfektes Schreiben mit der Hand, schreiben in Vollendung, gestalten mit geschriebener Schrift. Kalligraphie ist Kunst. Kalligraphie und Schrift-Design sind auf der Höhe unserer Zeit, sie sind aktuell. Kalligraphie ist auch die Kunst das Wesentliche aus den Schriftvorlagen einer bestimmten Epoche herauszufiltern, mit unseren heutigen Mitteln in eine zeitgemäße Form umzusetzen und damit neu zu interpretieren - sie neu zu schöpfen. Die daraus erwachsene Formsprache steht mir dann für meine freie oder angewandte Arbeit zur Verfügung. Bei diesem Prozess verwende ich deshalb neben Bleistift und Federkiel aktuelle elektronische Gestaltungswerkzeuge.
Was kann Kalligraphie?
Ich setze Kalligraphie ein, um einzelne Begriffe wie auch ganze Texte anregend darzustellen. In unserer vielfach technisierten Umgebung wirkt sie - richtig ein- und gekonnt umgesetzt - äußerst attraktiv. Sie zeigt Exklusivität, versprüht den Charme des Besonderen und ist neben der persönlichen Handschrift der individuellste schriftliche Ausdruck einer Botschaft.
Kalligraphie lässt sich erleben, sie wirkt auch kontemplativ, kann Menschen zu sich selbst bringen. Kalligraphie packt dich, Kalligraphie ist spannend. Kalligraphie macht Leser. Kalligraphie schmückt und kleidet Texte dem Anlass entsprechend ein, wie ein Ball- oder Hochzeitskleid dies macht.
Was sind Grundlagen und Voraussetzungen für Kalligraphie?
"Die geschriebene Schrift ist für mich stets der Ausdruck von Gegenwart."
Mit den folgenden Zeilen stelle ich einige mögliche Antworten vor. Ganz wesentlich ist für mich:
1. die Lust am Buchstabenmachen.
2. die Auseinandersetzung mit aktuellen Kultur- und Kunstbezügen vieler Disziplinen (Bildende Kunst, Musik, Literatur …) und
3. die Auseinandersetzung mit den verschiedensten Schriftgebieten, wie Typografie und aktueller Schrifttechnologie, Paläografie, Epigrafik, Graphologie, … . Kalligraphie ist nur ein Teil der großen Galaxie Schrift.
4. eine umfassende Kenntnis der Schriftgeschichte und historischen Formsprache auch mit Bezug auf allgemeine Geschichte, auf das Zeitgefühl.
5. spezielle Schreibwerkzeuge und deren differenzierter Gebrauch, sowie generelle Kenntnisse über das eingesetzte Material (Schriftträger insb. Papiere, Farben etc.).
6. Impulse des Zufalls. Wichtig für eine zeitgemäße kalligraphische Arbeit ist auch
der Zufall, d.h. wie in der Evolution die kleinste genetische Abweichung eine phänotypische Veränderung hervorruft, so sind es oft die kleinen ›Unglücke‹ abseits einer Vorlage, die uns kalligraphisch weiterbringen können und eng damit verbunden
7. die Handschrift - die individuelle Verformung einer (Schrift-)Vorlage durch die persönlichen Voraussetzungen des Schreibenden.
8. das Schöpfen aus natürlichen Formressourcen, wie sie in dem hervorragenden Buch der Kollegin Denise Lach umfassend dargestellt sind (SchriftSpiele; erschienen im Hauptverlag, 2009).
Wenn Sie Kalligraphie in ihrer Freizeit betreiben möchten, aber unsicher sind, könnten die passenden Fragen lauten: Kommt es aus meinem Inneren? und: Macht es Spaß? Ein Kursbesuch bei renommierten Kalligraphen kann bei der Klärung helfen.
Sie schreiben Kalligraphie mit ph und z.B. Typografie mit f. Gibt es dafür eine Erklärung?
Das hat historische Gründe. Meine Tätigkeit und meine Signetgestaltung haben vor der Rechtschreibreform begonnen und ich habe die Schreibung Kalligraphie einfach beibehalten: Ich komme mit alter und neuer Rechtschreibung gut zurecht, da ich oft auf verschiedene Schreibweisen Rücksicht nehmen muss, wenn ein Auftraggeber die Ausführung gezielt in der einen oder anderen Schreibweise verlangt.